7 Gemeinden und 7 Aktionen um Luther

Luther bewegt uns zusammen. Das ist unser Motto zu "Alte Thesen neu gelesen" – der Aktion der Ev. Kirche Kurhessen-Waldeck im Rahmen des Jubiläumsjahres 500 Jahre Luther. 7 Gemeinden Meinhards rufen auf zum Mitmachen. Auf 7 Stationen führen wir durch das Lutherjahr – und führen zusammen "was uns bewegt".


Thema des Gottesdienstes: Luther und die Freiheit
Luther und die Freiheit

LUTHER und die Freiheit

Am 2. Pfingsttag, 16. Mai 2017 gestaltet die Kirchengemeinde Frieda den dritten thematischen Tag zum Lutherprojekt in Meinhard. Um 10.30 Uhr beginnt in der Kirche in Frieda die Darstellung des Kampfes des Reformators Martin Luther um das rechte Verständnis der christlichen Freiheit.

An den Darlegungen in seiner Publikation „Von der Freiheit eines Christenmenschen, 1520“ entzündete sich die Hoffnung vieler Knechte und Mägde und von vielen kleinen Bauersleuten auf Befreiung aus der Ausbeutung durch Adel, Klöster und Landes-fürsten. Im Bauernaufstand, auch in unserer Gegend 1525, explo-dierte der aufgestaute Zorn: Die neue Freiheit sollte nun endlich sogar mit Waffen erkämpft werden. Luther zunächst auf Seiten der Bauern, mahnte zu Verhandlungen. Doch es kam zu Zerstörungen, Plünderungen und Morden. Luther schwenkte um und sah nun in den Auswüchsen des Aufstandes seine ursprünglich allein religiösen Absichten bedroht. Auf Verhandlungen ließ sich die Gegenseite der Herrschenden nicht ein. Ihre Gegenreaktion führte zum „Bauernkrieg“, der manche Landstriche verwüstete und zahllose Tote brachte: Gegen schwerbewaffnete Landsknechte konnte kein Bauernhaufen mit Dreschflegeln und Sensen bestehen!

 

Die Frage war gestellt:

Was ist Freiheit? – Wie ist sie zu verwirklichen? – Wie ist sie zu erhalten?
Hat Luther darauf eine Antwort oder bleibt er sie schuldig?

 

Aktuell soll betrachtet werden:
Wie verstehen wir heute „Freiheit“? – Wie entsteht sie? – Wie wird sie erhalten?


Luther und die Freiheit

16. Mai 2016, Frieda
Bauern, Handwerker, der Adel und der Klerus – das waren schon immer und von je her ein ent-

zündliches Gemisch. Der Stoff für Aufstände, Unruhen, Gewalt, Mord und Totschlag – gegen Aus-

beutung, Unterdrückung und Erniedrigung des Geistes.
So erhoben sich die Bauern in der Schweiz 1489 gegen die Städte Zürich und St. Gallen. 1513/14 gegen Luzern, Bern und Solothurn. 1493 entstand die Bundschuh-Bewegung in Südwest-deutschland – eine der vielen Wurzeln der deutschen Bauernkriege. Eine ellenlange Reihe von un-

gezählten Aufständen im Lande.
Und nun 2016 in der Kirche zu Frieda.

Nein – kein Aufstand. Kein Aufschrei gegen Staatlichkeit und Obrigkeitsdenken.
Martin Luther und die Freiheit waren das Thema des 3. Events in der der Reihe von 7 Aktionen in unserem Lutherzyklus zum Jubiläumsjahr 2017. Austragungsort, die Kirche zu Frieda.
Was bedeutet Freiheit. Wie kann man Freiheit leben. Wie regelt man die Rechte und Pflichten des Einzelnen und einer ganzen Gesellschaft gestern, heute, morgen und in naher Zukunft? Einblicke dazu gaben uns zwei Bäuerinnen im Gespräch zum Werrahaufe, einem Bauernheer von 10.000 Aufständischen, die im Werratal flußaufwärts 1525 Klöster und Burgen schleiften um der Gerechtigkeit willen.
Und dann waren da noch der Reformator Martin Luther und sein ehemaliger Anhänger Thomas Müntzer. Beide in der der Person des Pfarrers Rainer Koch (Frieda) verkörpert und wahrlich ausdrucksstark dargestellt. Der eine (Martin Luther) im Mühen um Veränderungen innerhalb der Kirche: – "Jeder Mensch könne ohne Vermittlung der Kirche seinen Weg zu Gott und sein Seelenheil finden..." –  der andere (Thomas Müntzer) zog den gewaltsamen Aufstand gegen die Obrigkeit vor. Weizen sei vom Unkraut zu trennen; es gelte das Wort Jesu: "Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert". Müntzer bezahlte dafür mit seinem Leben. Er wurde vor den Toren Mühlhausens öffentlich hingerichtet.

Diese eindrücklichen Schilderungen vom Werrahaufe, Martin Luthers und des Müntzers (wie Thomas Müntzer auch genannt wurde), waren schon gewaltiger Stoff. Wie leicht und schon fast befreiend klangen da die Lieder der Gemeinde: Eine feste Burg ist unser Gott – oder Erhalte uns, Herr, bei deinem Wort. Der Gesang klang voll und stimmengewaltig durch das Kirchenschiff, begleitet von der kleinen und feinen Orgel der Friedaer Kirche. Immer noch sind große Fragen offen und müssen beantwortet werden – so Pfarrer Rainer Koch am Ende des ungwöhnlichen Gottesdienstes. Es gibt noch viel zu tun und zu bedenken und zu regeln. Und es ist nötig, immer wieder neu von Freiheit zu reden und zu erklären, was damit gemeint sein soll. Das ist und bleibt unsre Aufgabe als Staatsbürger und Christen.
Der Geist der Freiheit möge seinen Weg finden!

Nach der Lutherkarte und dem erworbenen Lutherstempel ging es bei Kaffee, Kuchen und leckerer Bratwurst vor der Kirche und im Gemeindehaus munter weiter. Allen Beteiligten und den Gottes-

dienstbesuchern sei ganz herzlich Dank gesagt.

 

Der Werrahaufe wurde übrigens von Renate Appel und Inge Bogatsch inszeniert.

Unter Werrahaufe, Haufen oder Haufe – versteht man eine zusammengeströmte und eher schwach organisierte Truppe Bewaffneter, aber durchaus mit basisdemokratischen Zügen.

Christa Schnur-Käbberich war im Gespräch mit Thomas Müntzer (Pfarrer Rainer Koch).

Karla Weferling sprach mit Martin Luther (auch Pfarrer Rainer Koch).

Und an der Orgel begleitete Bernd Homeier aus Großbartloff den Gottesdienst.

 


Zeitungsartikel vom 26. Mai zum Gottesdienst in Frieda
Ztgs-Art. der Werra-Rundschau vom 26. Mai 2016